Mode, die das Leben feiert
Für seinen Auftritt auf dem African Fashion Day Berlin auf der Modemesse Premium hat sich Nana K. Brenu unauffällig gekleidet. Schlichte dunkle Hose, dunkler Pullover, Sneaker und randlose Brille. Der Ghanaer, Designer des Labels 1981, möchte mit einigen Vorurteilen aufräumen. „Wenn von afrikanischer Mode die Rede ist, erwarten alle bunte Prints. Ich möchte zeigen, dass afrikanische Mode auch ganz anders aussehen kann.“ Seine Entwürfe sind minimalistisch und schlicht. „Prints sind gar nichts originär Afrikanisches“ erklärt der Designer, der in New York und Mailand studiert hat und heute in Italien lebt. Tatsächlich wurden viele der heute als ‚typisch afrikanisch’ wahrgenommenen Muster von den Kolonialherren importiert, beispielsweise von den Portugiesen im 15. Jahrhundert. Die Auseinandersetzung mit der eigenen – auch kolonialen – Kultur, die Verbindung von Tradition mit zeitgenössischem Design zu einer selbstbewussten neuen Formensprache ist typisch für die junge Generation afrikanischer Designer. Sie studieren an den renommiertesten Modeschulen in Europa und haben nicht nur die rasant wachsende afrikanische Mittelschicht im Visier, sondern den globalen Markt. Von ‚afrikanischer Mode’ könne man eigentlich überhaupt nicht sprechen, sagt Brenu. Viel zu unterschiedlich seien schon allein die klimatischen Bedingungen in den unterschiedlichen Ländern. Dass die Entwürfe im allgemeinen farbenfroher seien, räumt er allerdings ein. Auch er selbst liebt intensive Farben. „Das liegt wohl an unserer Einstellung. Afrikaner nutzen jede Gelegenheit, das Leben zu feiern. Selbst wenn wir traurig sind, ziehen wir etwas Buntes an – um unsere Stimmung zu heben.“
Mit seinen Kollegen Laduma Ngxokolo aus Südafrika, Bernie Seb aus Burkina Faso und Alexandra Tamele, Berlinerin mit mozambikischen Wurzeln, teilt sich Brenu einen Messestand auf der Premium. Ins Leben gerufen hat den African Fashion Day Berlin die gelernte Filmproduzentin und Stylistin Beatrice Angut Oola, die es an der Zeit fand, afrikanische Mode mehr ins Licht der deutschen Öffentlichkeit zu rücken. „Da passiert gerade ganz viel. Die junge Generation afrikanischer Designer ist selbstbewusst und stolz darauf, wo sie herkommt, die sagt: es wird Zeit, dass wir international wahrgenommen werden“. In anderen europäischen Städten wie London, Amsterdam und Kopenhagen ist man schon weiter, Berlin steht noch am Anfang. 2012 konnte Oola die Modemesse als Partner gewinnen, die den Designern bereits zum dritten Mal einen Stand zu Verfügung stellt. „Wir freuen uns, die begabten jungen Designer hier zu haben“, sagt Florian Bachelin, CEO der Premium, die sich seit Gründung um die Förderung junger Designer bemüht hat. „Wir wissen, dass es wichtig ist, dass sie hier mehrere Saisons zeigen, damit die Einkäufer Kontinuität erkennen.“ Die sind noch recht vorsichtig. Selbst wenn das Design gefällt, gibt es doch viel Skepsis, was die Verarbeitungsqualität und Zuverlässigkeit angeht.
Seine Produktion in Südafrika auf einen international wettbewerbsfähigen Stand zu heben, steht ganz oben auf Laduma Ngxokolos Agenda. Für die Strickkollektion seines Labels Maxhosa by Laduma verarbeitet er hochwertige Merino- und Mohairwolle aus seiner Heimat. 2012 begann der Designer, der gerade seinen Master am Central Saint Martins College in London macht, Strickjacken und Pullover für ‚amakrwale’ zu entwerfen. So nennt man junge Männer, die, wie der Designer selbst, einen Initiationsritus durchlaufen haben, zu dem es gehört, mehrere Monate geweihte Kleidung zu tragen. Stilsicher setzte er traditionelle Stammesmuster in modernes Design um. Er gehört zum Stamm der Xhosa. „Dem gleichen Stamm wie Madiba, also Nelson Mandela“, erklären die Kollegen am Stand mit einer gewissen Ehrfurcht. „Dass es sich um Xhosa-Muster handelt ist aber nicht so wichtig“, erklärt Ngxokolo, „das würden nur wenige erkennen. Es geht mir um eine neue Ästhetik, die auch anderswo funktioniert.“ Das tut sie ausgesprochen gut – vergangenen Sommer bekam Laduma Ngxokolo als erster Afrikaner den Premium Young Designers Award verliehen. Das Interesse an seinem Label ist groß. „Das sind tolle Sachen. Sie sind tragbar und erzählen eine Geschichte. Spätestens nächstes Jahr wird man sie in Deutschland sehen“, ist Beatrice Angut Oola überzeugt.
Foto: Maxhosa by Laduma